Unter dem Begriff "Fußsohlen" werden im Felsbildmaterial der skandinavischen Bronzezeit alle Arten von Darstellungen menschlicher Fußabdrücke zusammengefaßt: Barfuß oder mit Schuhen (Sandalen oder Mokassins, wie man sie in Eichenkistensärgen diverser dänischer Hügelgräber gefunden hat), mit oder ohne Zehen, mit oder ohne Querriemen, einzeln oder paarweise, als Konturbild oder vollständig ausgeschlagen (gefüllt). Die Fußabdrücke sind fast ausschließlich in natürlicher Größe dargestellt, entsprechend unseren heutigen Schuhgrößen 37 bis 42.
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Die Fußsohlen sind nach den Schiffen die zweithäufigsten Figurmotive der skandinavischen Felsbilder (die noch weit häufigeren Schalengruben sind ja keine Figuren), sie kommen in allen skandinavischen Felsbildgebieten der Bronzezeit vor. Der heute weitgehend akzeptierten Deutung zufolge sind die Fußsohlen Symbole für die Anwesenheit eines unsichtbaren Gottes, der selbst zu heilig war, um ihn direkt körperlich darstellen zu dürfen - eine Vorstellung, die aus vielen zeitgenössischen Religionen bekannt ist. Wenn die Darstellung des Gottes tabu war, hat man stellvertretend seine Attribute dargestellt oder eben seine Fußabdrücke. Der auf diese Art symbolisch festgehaltenen Anwesenheit des Gottes wird fruchtbarkeitsfördernde, glückbringende bzw. unglückabwehrende Wirkung zugeschrieben.
Anderen Deutungen nach könnten Fußsohlen Symbole für das Heilige an sich sein, den Ort eines mythologischen Ereignisses oder die Position eines Priesters oder Schamanen bei rituellen Handlungen markieren, oder sie könnten anläßlich von Initiationsriten in den Fels gehauen worden sein.
Nach MALMER kann man die Fußsohlen auf den skandinavischen Felsen anhand ihrer Hauptmerkmalspaare einteilen:
- Mit Zehen - Ohne Zehen
- Einzeln - Paarweise
- Mit Querriemen - Ohne Querriemen
- Gefüllt - Konturiert
Innerhalb einzelner Merkmale sind weitere Unterscheidungen möglich: Die Querriemen können einfach oder doppelt sein, paarige Sohlen können frei oder miteinander verbunden sein, gefüllte Sohlen können vollständig oder teilweise gefüllt sein (z.B. der Absatz einer Sohle kann konturiert sein).
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Folgende Klassen nach MALMER kommen in den skandinavischen Felsbildern vor:
Quellen und weiterführende Literatur
- ALMGREN, Bertil (o.J., >1976): Hällristningarnas tro. Till tolkningen av de svenska hällristningarna från bronsåldern.
- ANDERSSON, Tommy (1997): Hällristningar i Högsbyn. Vägledning. Ask och Embla skriftserie Nr. 14, Bengtsfors.
- BENGTSSON, Lasse (1995): Die Felsbildreise. Småskrifter utgivna av Bohusläns museum, Nr. 46.
- GLOB, P.V. (1969): Helleristninger i Danmark. Jysk Arkæologisk Selskabs Skrifter, Bind VII, Nordisk Forlag, Kopenhagen.
- KAUL, Flemming (1998): Ships on Bronzes. A Study in Bronze Age Religion and Iconography. Publications from the National Museum, Studies in Archaeology & History Vol. 3, Kopenhagen.
- MALMER, Mats P. (1981): A Chorological Study of North European Rock Art. Antikvariska serien 32, Kungl. Vitterhets Historie och Antikvitets Akademien. Almqvist & Wiksell International, Stockholm.
- MILSTREU, Gerhard & PRØHL, Henning (Red.)(2004): Prehistoric Pictures as Archaeological Source - Förhistoriska bilder som arkeologisk källa. Tanums Hällristningsmuseum Underslös, Tanumshede.
- STRÖM, Folke (1985): Nordisk hedendom - Tro och sed i förkristen tid. Akademiförlaget, Göteborg.