Theoderichstrophe
Geschichte und Geschichten aus Skandinavien
Runenband

Sö 32 - Skåäng

Sö 32 - Skåäng

Allgemeine Informationen:

Transkription der Runeninschrift:

§A: harija ÷ leugaz

§B: skanmals auk × olauf × þau × litu × kiara × merki × þausi × eftiR × suain × faþur × sin kuþ × hialbi salu hans

Deutsche Übersetzung:

§A: Harja, Leugaz

§B: Skammhals ("Kurzhals") und Olov [ein Frauenname] die ließen dieses Denkmal machen in Gedenken an Svæin, ihren Vater. Gott helfe seiner Seele.

Kommentar:

Der Runenstein von Skåäng im schwedischen Södermanland ist der einzige bekannte Runenstein, der erstmals während der germanischen Eisenzeit um 500 n.Chr. mit Runen des älteren Futhark beschrieben und rund 500 Jahre später in der Wikingerzeit für eine neue Inschrift mit Runen des jüngeren Futhark wiederverwendet wurde.

Als der Stein zu Beginn des 19. Jahrhunderts vom Gemeindepriester C.U. Ekström in Mörkö erstmals abgezeichnet und 1830 als Lithographie von N.H. Sjöborg in den "Sammlungen für Altertumsliebhaber des Nordens" veröffentlicht wurde, lag er "auf Skåängs Feld an der Landstraße". Man hielt ihn damals für einen recht gewöhnlichen Runenstein mit einer Inschrift aus dem 11. Jahrhundert. Erst 1867 entdeckte der spätere Reichsantiquar Hans S. Hildebrand bei einer neuerlichen Untersuchung des Steins innerhalb der wikingerzeitlichen Runenschlinge eine senkrechte Reihe mit Runen des älteren Futhark in einer rechtsläufigen Inschrift. Ein Jahr später wurde die sensationelle Entdeckung von G. Stephens veröffentlicht, worauf weitere Untersuchungen folgten (J. Undset 1874, S. Boije 1882, Sophus Bugge 1885, Erik Brate 1901). Erst 1956 wurde der Stein an seinem heutigen Platz in der Nähe des ursprünglichen Fundorts aufgestellt.

Die urnordische Inschrift besteht aus zwei aufeinanderfolgenden Männernamen, Harija und Leugaz, beide abgeschlossen von je einer scheinbar zusammenhanglos folgenden Rune, die heute meist als "Hofmarken" gedeutet werden. Auch eine Deutung der h-Rune zwischen den beiden Namen als Trennzeichen ist möglich. Man nimmt an, daß die beiden Namen Verstorbene bezeichnen, auch wenn bisher keine entsprechenden Gräber in der Nähe des Steins gefunden wurden. Denkbar ist auch, daß es sich um die Auftraggeber handelt, die den Stein haben aufstellen lassen, beides ist möglich. Auch die Deutung "Harija (Auftraggeber) für Leugaz (Verstorbener)" wurde diskutiert, läßt sich aber kaum belegen.

Die jüngere Inschrift ist eine gewöhnliche Gedenkinschrift, die ein Geschwisterpaar für den verstorbenen Vater hat machen lassen. Der Name Olov ist in diesem Fall ein Frauenname. Dies geht aus der Form des Relativpronomens "þau" hervor. Wären die beiden Namen gleichen Geschlechts, müßte das Pronomen die Form "þæiR" haben. Auch die Buchstabierung des Namens, Olauf, könnte ein Versuch des Runenmeisters sein, den Namen von der männlichen Form zu unterscheiden. Im modernen Isländisch lautet der Frauenname Ólöf, der Männername Ólafur. Der Name Skanmals ist eine Schreibweise von Skammals/Skammhals ("Kurzhals"), ein Beiname, der auch von zwei weiteren Runensteinen in Södermanland belegt ist. Die abschließenden Worte "Gott helfe seiner Seele" sind eine in Inschriften der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts häufig vorkommende christliche Gebetsformel.

Quellen und weiterführende Literatur

  • ANONYMUS (o.J.): Med cykel i runornas spår. Trosa, Vagnhärad, Västerljung - Forntid och nutid. Turistbyrån i Trosa.

  • ANONYMUS (2005): Skåäng. Runstenar i Sverige. Riksantikvarieämbetet.

  • BRATE, Erik (1922): Sveriges Runinskrifter. Natur och Kultur 11. Bokförlaget Natur och Kultur, Stockholm.

  • DÜWEL, Klaus (2001): Runenkunde. 3. Auflage. Verlag J.B. Metzler, Stuttgart, Weimar.

  • MONTELIUS, Oscar (1919): Sveriges Historia till våra Dagar. Första Delen, Forntiden. P.A. Nordstedt & Söners Förlag, Stockholm.

  • OHLMARKS, Åke (1978): 100 Svenska Runinskrifter. Bokförlaget Plus, Borås.

  • PETERSON, Lena (2002): Nordiskt runnamnslexikon. Språk- och folkminnesinstitutet.


©2006/2007 Joachim Henkel