Die Schalensteine der Insel MønDas Projekt GYPAFIn den letzten Jahren ist das Interesse der Dänen an ihren vorgeschichtlichen Wurzeln stark gewachsen. Man möchte gerne wissen, wer man ist und woher man kommt. Damit steigt natürlich auch der Bedarf an einer umfassenden Informationsgrundlage. Südsjælland und Møn sind gesegnet mit einem reichen vorhistorischen Kulturerbe, das jedoch leider zum großen Teil unsichtbar und unzureichend beschrieben ist. Im Herbst 2006 startete das Projekt GYPAF ("Give Your Past A Future" - Gib deiner Vergangenheit eine Zukunft), mit Beteiligung von museerne.dk (Kulturerbe in der Kommune Vordingborg), Møns Schmuckmuseum in Damme und Tanums Hällristningsmuseum Underslös in Bohuslän/Schweden. Seit dem Frühjahr 2008 wird das Projekt durch Vordingborgs Kommune (zu der auch die Insel Møn gehört) finanziell unterstützt. Am besten erhalten ist das gemeinsame Kulturerbe dieser Region in Form von Grabhügeln und Felsbildern - in Stein gehauenen Zeichen. Diese Bilder aus der Vorzeit verfallen in beunruhigendem Tempo aufgrund verschiedenster Umwelteinflüsse. Vor allem das "saure" Milieu auf der Steinoberfläche trägt zur Verwitterung der Steine bei und sorgt dafür, daß diese vorzeitliche Bilderwelt für die Nachwelt verloren geht. GYPAF setzt daher auf Interessierte mit Lokalkenntnissen, die mithelfen, entsprechende Altertumsdenkmäler aufzuspüren, bevor es zu spät ist. Das Hauptinteresse liegt dabei auf Gräbern aus vorhistorischer Zeit sowie auf Felsbildern. Letztere sollen neu dokumentiert werden und erfahrungsgemäß werden dabei immer wieder Neufunde gemacht. Durch ein ähnliches Projekt auf Bornholm verdreifachte sich die Anzahl bekannter Felsbildlokalitäten von ca. 150 auf rund 450. Felsbilder (eigentlich Felsritzungen) sind Bildmotive oder einfache Schalengruben, die vor tausenden von Jahren in der jüngeren Steinzeit und vor allem während der Bronzezeit in Felsoberflächen oder auf lose Steinblöcke eingehauen wurden. Die Bildmotive sind vor allem Schiffe, Sonnensymbole, Tiere, Menschen und Fußsohlen. Felsritzungen gibt es fast überall auf der Welt, in Dänemark findet man die meisten auf Bornholm, nur dort gibt es in Dänemark größere Felsoberflächen. Lose Steinblöcke mit Bildmotiven und Schalensteine finden sich über das ganze Land verteilt.
Schalengruben sind die ältesten, jüngsten, einfachsten und häufigsten Felsbilder (siehe "Was sind Schalengruben?" von Jurri Jurriaanse). Auf der Insel Møn wurden bisher fast ausschließlich Schalensteine gefunden. Nur ein Bericht aus dem Jahre 1880 im Zusammenhang mit einem abgerissenen Dolmen südlich der Ortschaft Hårbølle erwähnt den Fund zweier flacher Steine mit eingehauenen Fußsohlen. Diese beiden Steine sind heute längst verschwunden. Wahrscheinlich sind heute nur noch rund 10% der Grabhügel, Dolmen und Ganggräber Dänemarks übrig. Zu Beginn des Projekts GYPAF waren in Vordingborgs Kommune etwa 30 bis 35 Felsbildfunde bekannt. Vor einigen Jahren wurde bei einer Baustelle in Vordingborg im Süden Sjællands ein Schalenstein entdeckt, der heute in Møns Schmuckmuseum in Damme aufgestellt ist (Abb. 1). Ebenfalls in Südsjælland, im Wald nördlich von Kalvehave, dokumentierten Mitarbeiter des Projekts einen zuvor noch nicht registrierten Stein mit 90 Schalengruben, den "Viemose-Stein" (Abb. 2). Auch auf Møn wurde bei Dokumentierungsarbeiten auf bereits registrierten Steinen sowie auf "Entdeckungstouren" eine Reihe interessanter Neufunde gemacht. ![]() Abb. 3: Møns prominentester Schalenstein, der Deckstein über dem Gang zur Grabkammer des Sømarkedysse während der Dokumentation durch ein Feldarbeitsteam des Projekts GYPAF. Foto: Henning Prøhl Das Kulturhistorische ZentralregisterDänemarks kulturhistorisches Zentralregister (DKC) war viele Jahre lang identisch mit der landesweiten Datenbank des Nationalmuseums, in der archäologische Funde und Altertumsdenkmäler systematisch erfaßt wurden. Hier werden schriftliche Dokumentationen, Skizzen, alte Zeichnungen und sonstige Berichte von Entdeckungen, Ausgrabungen, Besichtigungen durch Museumspersonal und über Restaurationen gesammelt. Seit 2002 ist das DKC ein Teil der neu eingerichteten Kulturerbeverwaltung. Die meisten der bisher bekannten Schalensteine auf Møn sind mit einer SB-Nummer (dän. Sognbeskrivelse, dt. Gemeindebeschreibung) im DKC erfaßt. Die während des Projekts GYPAF dokumentierten Neufunde werden nun ebenfalls registriert. ![]() Abb. 4: Der Sømarkedysse. Vor Beginn des Projekts GYPAF waren "ungefähr" 200 Schalengruben auf dem Deckstein des Ganges zur Grabkammer bekannt, nach der Untersuchung und Dokumentation durch GYPAF sind es 458 Schalengruben auf 3 Steinen. Foto: Joachim Henkel Der Sømarkedysse (Magleby SB 73)Der Sømarkedysse (Abb. 4) ist eine imposante freistehende Dolmenkammer aus der Trichterbecherkultur im frühen Mittelneolithikum, ca. 3300-3200 v.Chr. Es gibt kaum ein Buch über Møn oder über Dänemarks Altertumsdenkmäler, in dem der Sømarkedysse nicht erwähnt wird.
Der große Deckstein über dem Gang zur Grabkammer ist Møns prominentester Schalenstein (Abb. 3, 5 und 6). Die Anzahl der Schalengruben ist fast legendär, sie reicht von "eine Menge" bis hin zu "ein paar hundert". Die erste präzisere Erfassung im Zentralregister, ein Bericht aus dem Jahr 1880, erwähnt "180 schalenförmige Vertiefungen". Der frühere dänische Reichsantiquar P.V. Glob berichtet 1945, der Deckstein sei "ganz bedeckt mit Schalengruben", in seinem Werk über Dänemarks Felsritzungen übernimmt er später die Anzahl 180. Die meisten Angaben in der Fachliteratur liegen zwischen 180 und 200.
Bei der Dokumentation des Decksteins durch Projektmitarbeiter konnten 445 Schalengruben erfaßt werden (Abb. 3 und 6). Außerdem wurden bei Besichtigungen im Vorfeld der Dokumentation weitere Schalengruben entdeckt: Auf einem der Tragsteine der Grabkammer wurden 10 Schalen entdeckt und später dokumentiert (Abb. 7 und 8), sowie 3 Schalen auf dem großen Deckstein über der Grabkammer (Abb. 6). Dazu kommt noch eine neuentdeckte kleine aber deutliche Schalengrube auf einem kleinen Stein in einer Steinreihe am Weg hinauf zum Dolmen (Abb. 9 und 10).
Der Busemarkedysse (Magleby SB 163)Der knapp 27 Meter lange und 8 Meter breite Busemarkedysse ist nach dem Grønsalen der größte gut erhaltene Langdolmen auf der Insel Møn. Wie der Sømarkedysse stammt er aus der Trichterbecherkultur. Auf freiem Feld gelegen, ist er mit seinen drei mächtigen Randsteinen am westlichen Ende schon von weitem sichtbar (Abb. 11). ![]() Abb. 11: Der Busemarkedysse. Im Hintergrund die Kirche von Magleby. Foto: Joachim Henkel In einem Bericht von 1880, der ersten Erfassung im Zentralregister, sind 27 Schalengruben auf der Oberfläche des umgestürzten südöstlichen Endsteins verzeichnet. Die Seite mit den Schalengruben zeigte einst grabeinwärts. Kurioserweise sind in dieser Erstbeschreibung die Himmelsrichtungen vertauscht, ein Irrtum, den noch P.V. Glob in sein Werk von 1969 übernommen hat.
Wie schon beim Sømarkedysse konnten bei der Dokumentation des etwa 140 x 165 cm großen Endsteins mehr als doppelt so viele Schalengruben als bisher bekannt registriert werden (Abb. 12 bis 15): Es sind insgesamt 63. In zwei Fällen sind jeweils zwei Schalen durch eine Art Rinne miteinander verbunden. An der südlich gelegenen Kante des Steins ist ein kleineres Stück abgespalten. Auch auf diesem kleinen Stück befinden sich eineinhalb Schalengruben, die Spaltung verläuft genau durch eine Schale.
Der Jordehøj (Stege SB 7)Ebenfalls aus der Trichterbecherkultur stammt der Jordehøj, eines der fünf gut erhaltenen Gangräber auf Møn (Abb. 16). Auf einem der Tragsteine im Gang zur Grabkammer registrieren Berichte von 1880 und 1945 sieben Schalengruben. Bei der Dokumentation im April 2010 wurden zehn Schalengruben gefunden (Abb.17). Zwei der Schalen befanden sich halb bzw. ganz unterhalb des Bodenniveaus aus aufgeschüttetem Kies und mußten freigegraben werden. Das Einhauen von Schalengruben an solch ungewöhnlicher Position in einem niedrigen Grabeingang dürfte doch ziemlich beschwerlich gewesen sein, hier kann man spekulieren, ob die Schalengruben vielleicht schon bei der Errichtung des Grabes lange vor der Bronzezeit auf dem Stein vorhanden waren.
Der Stubberup Have Dysse (Magleby SB 3)Im Stubberup Have, einem dicht bewachsenen Waldstück an der Nordküste Møns, liegt ein gut erhaltener Langdolmen, etwa 21 Meter lang und 7 Meter breit (Abb. 18 und 19). In P.V. Globs Werk über Dänemarks Felsbilder fehlt der Dolmen, auch in seinem Bericht im Zentralregister über seinen Besuch im Jahr 1945 erwähnt er keinen Schalenstein. Erst ein Bericht von 1981 vermerkt "auf der Südseite des westlichen Decksteins mindestens drei schalenförmige Vertiefungen".
Bei zwei Untersuchungen im Jahr 2009 und der Dokumentation im Mai 2010 konnten insgesamt 24 Schalengruben auf vier Steinen gefunden werden: Zwölf auf dem schon erwähnten westlichen Deckstein über der Grabkammer (Abb. 20), acht auf der in die Grabkammer gerichteten Schrägseite eines kleineren Steins in der südlichen Ecke halb unter dem westlichen Deckstein (Abb. 21 links und Abb. 22), drei auf der Unterseite des östlichen Decksteins (Abb. 23), und eine auf dem westlichen Tragstein an der Nordseite in der Grabkammer (Abb. 21 rechts).
Die beiden Decksteine und möglicherweise auch der Schalenstein unter der Ecke des westlichen Decksteins sind vermutlich Teile eines größeren Steins, der auseinandergebrochen ist oder zerschlagen wurde.
Der Steenhøj (Magleby SB 60)Südlich des direkt östlich von Stubberup Have gelegenen Waldes Lilleskov lagen einst drei Grabhügel aus der Trichterbecherzeit, die "Harelidshøjene". Der südwestliche der drei Hügel, auch Steenhøj genannt, hatte zwei Grabkammern mit Gang. Auf einem eingstürzten Deckstein der nördlichen Kammer wurde bei der Erfassung durch das Nationalmuseum im Jahre 1880 "eine schalenförmige Vertiefung" registriert. Seitdem wurde der Steenhøj nicht mehr offiziell besucht. Lokalisierung und eventuelle Neudokumentation durch GYPAF stehen noch aus, dürften allerdings kaum noch möglich sein, der Hügel ist heute längst niedergepflügt und selbst auf Luftbildern kaum noch erkennbar. Der gespaltene Stein im Jydelejet (Magleby SB 81)Auf einem bewaldeten Hügel in der Heidelandschaft Jydelejet liegt ein Stein (Abb. 24), der erstmals von P.V. Glob im Jahre 1945 beschrieben wurde: "Großer Stein, gespalten in zwei Teile, mit vier Schalengruben auf der Oberseite des einen und einer auf dem Gipfel des anderen Teils" (Abb. 25 bis 27). Die Oberfläche des Steins ist grob und ziemlich verwittert.
Bei einer Untersuchung des Steins im Vorfeld einer Neudokumentation konnten auf dem "Gipfel" des größeren Teils zwei weitere Schalengruben festgestellt werden (Abb. 25 und 27). Ein möglicherweise ebenfalls eingehauenes geschwungenes, rautenähnliches Zeichen auf dem kleineren Teil (Abb. 78) wurde bei näherer Untesuchung während der Dokumentation im Mai 2010 als geologische Formation eingestuft.
Die Kirche von Magleby (Magleby SB 324 und SB 326) und die Kirche Sankt Hans in Stege (Stege SB 121)Im Mittelalter hat die christliche Kirche gern ihre Macht und ihre geistliche Überlegenheit demonstriert, indem sie Symbole des alten heidnischen Glaubens wie Runensteine oder Schalensteine in Kirchen, deren Nebengebäuden oder in Friedhofsmauern eingemauert oder die Kirchen an heidnischen Kultplätzen, z.B. neben Felsbildern oder Gräberfeldern, gebaut hat. Auch in bzw. an zwei der sieben Kirchen auf der Insel Møn sind solche eingemauerten Schalensteine zu finden. In seinem Werk über Dänemarks Felsbilder erwähnt P.V. Glob zwei Schalensteine in Verbindung mit der Kirche von Magleby (Abb. 11). Der eine Stein liegt als Eckstein teilweise unter der nordöstlichen Ecke des Chores. Auf dem sichtbaren Teil des Steins verzeichnet Glob eine Rosette von sechs Schalengruben um eine größere in der Mitte, sowie noch eine achte Grube. Im Eingang zur nördlichen Vorhalle vermerkt Glob einen Schwellenstein mit drei deutlichen und drei nur noch andeutungsweise erkennbaren Schalengruben.
Bei der Dokumentation im Frühjahr 2009 (Abb. 28) wurden auf dem Eckstein in der Außenmauer zehn (Abb. 29) und auf dem Schwellenstein zur Vorhalle neun Schalengruben registriert (Abb. 30 und 31). Die Oberfläche des Schwellensteins ist durch jahrhundertelanges Begehen stark abgeschliffen. Im Mai 2011 wurden die Schalengruben auf beiden Steinen mit dauerhafter roter Farbe eingemalt (Abb. 31).
Auch an der südlichen Außenmauer der Kirche Sankt Hans in Stege, der Hauptstadt der Insel Møn, liegt ein Eckstein unter einem der Eckpfeiler. Glob erwähnt 13 Schalengruben auf dem sichtbaren Teil des Steins.
Ein GYPAF-Team konnte im Mai 2008 bei der Dokumentation 15 Schalengruben registrieren, eine davon zur Hälfte unter der Mauer verborgen (Abb. 32 und 33). Im Mai 2011 wurden die Schalengruben auf dem Stein mit dauerhafter roter Farbe eingemalt. Der Busenestein (Magleby SB 312)Bei Aushubarbeiten für ein Abflußrohr auf einem Gehöft am Ormehøj nahe der Ortschaft Busene fand man 1996 etwa 40 cm unter der Erde einen großen Stein mit ungefähr 60 Schalengruben. Der Stein wurde dann in eine Ecke des Hausgrundstücks geschleppt und im Frühjahr 2008 öffentlich zugänglich auf einer Wiese am Ortsrand aufgestellt.
Bei der Dokumentation durch Projektmitarbeiter (Abb. 36) wurden 152 Schalengruben registriert (Abb. 37), vier davon paarweise durch eine Rinne miteinander verbunden. Außerdem befinden sich auf der Oberfläche des Steins auch acht lange gerade Rinnen (Abb. 35), sowie zwei lange gekrümmte Rinnen. In den Schalengruben sind deutlich einzelne Schlagmarken zu erkennen (Abb. 34). Das Projektteam wurde bei der Dokumentation vom lokalen Fernsehsender TV-Møn gefilmt, der im Internet abrufbare Beitrag trägt den Titel "Helleristninger på Østmøn" (Dauer 6:18 Minuten). Im Mai 2011 wurden die Schalengruben und Rinnen auf dem Busenestein mit dauerhafter roter Farbe eingemalt (Abb. 37).
Der Stein von Slumrehule (Magleby SB 307)Im Sommer 1992 fand eine ortskundige Spaziergängerin in Slumrehule, einer Weidelandschaft am Südhang des Kongsbjerg, einen Stein, von dem nur die etwa 80 x 90 cm große, fast ebenerdig liegende Oberfläche sichtbar war. Die Oberfläche war bedeckt von zahlreichen kleinen schalenförmigen Vertiefungen. Die Fundstelle liegt heute in schwer zugänglichem dichtem Buschwerk (Abb. 38 bis 40).
Bei der genaueren Untersuchung im Juni 2009 wurden 135 Schalengruben registriert, etliche davon durch Rinnen miteinander verbunden (Abb. 41). Die Schalen sind eher atypisch, ungewöhnlich klein und tief, aber aufgrund ihrer Beschaffenheit deutlich als in den Stein gehauene Zeichen erkennbar. Der Stein zeigt bereits deutliche Verwitterungsspuren, er soll im Winter mit geeigneten Frostschutzmatten abgedeckt werden.
Der Stein von Kraneled (Magleby SB 330)Vor über 40 Jahren wurde im Bereich der Ortschaft Kraneled bei einem untergepflügten Grabhügel ("Sølvhøj" - dt. Silberhügel) aus der Bronzezeit ein Stein mit Schalengruben ausgegraben. Im Januar 2009 wurde der Stein dem Projekt GYPAF gemeldet, er liegt heute in der Nähe der Fundstelle auf Privatgrund und ist nicht öffentlich zugänglich (Abb. 42).
Der ungefähr 125 x 120 cm große und etwa 80 cm hohe Stein wurde im September 2009 dokumentiert. Auf der groben, verwitterten Oberfläche konnten 34 Schalengruben identifiziert werden, davon sechs jeweils paarweise zusammenhängend (Abb. 43). Der Stein von Busene Gærde (Magleby SB 327)Im Oktober 2008 wurde dem Projekt ein Stein in Busene Gærde, einem Steinwall am Straßenrand gegenüber dem Pensionshof Bakkegården in der Ortschaft Busene gemeldet (Abb. 44 und 47), auf dessen etwa 170 x 120 cm großer, senkrechter Oberfläche einem Pensionsgast mehrere runde Vertiefungen aufgefallen waren.
Bei der Dokumentation durch GYPAF-Mitarbeiter im Mai 2009 (Abb. 45) konnten 22 Schalengruben registriert werden (Abb. 46), drei davon wurden bei einer genaueren Untersuchung nachträglich als zweifelhaft eingestuft.
Die Steine Magleby SB 140 und SB 242 im KlinteskovDer Klinteskov, ein riesiger Buchenwald, bedeckt einen großen Teil des hochgelegenen östlichen Endes der Insel. In diesem Wald liegen über 100 Gräber aus der Stein- und Bronzezeit (Abb. 48). So müßte der Wald eigentlich eine Fundgrube für Schalensteine sein. Bis zum Beginn des GYPAF-Projekts waren allerdings erst zwei Schalensteine im Waldgebiet registriert. ![]() Abb. 48: Hügelgrab aus der Bronzezeit im Klinteskov. Foto: Joachim Henkel Der ungefähr 115 x 135 cm große und etwa 40 cm hohe Stein SB 140 liegt ziemlich zentral im südlichen Teil des Klinteskov, mit mehr als 30 Grabhügeln in der näheren Umgebung. Er wurde erstmals 1945 von P.V. Glob registriert und beschrieben, er verzeichnet 15 Schalengruben auf der Oberfläche des Steins (Abb. 49 und 50).
Bei der Neudokumentation des Steins im September 2009 (Abb. 51) wurden auf der äußerst groben und stark verwitterten Oberfläche 23 Schalengruben registriert, zwei davon zusammenhängend (Abb. 52).
Der 1971 erstmals beschriebene, in der Nähe des Campingplatzes am Westrand des Klinteskov gelegene Stein SB 242 wird im Zentralregister als ungefähr 180 x 170 cm großer und etwa 65 cm hoher ortsfester Stein beschrieben, mit zwei schalenförmigen Vertiefungen auf der Oberseite. Dies ist der einzige vor Beginn des GYPAF-Projekts registrierte Schalenstein auf Møn, auf dem bei der Untersuchung und Dokumentation durch GYPAF-Mitarbeiter im Juli 2010 keine weiteren Schalengruben gefunden wurden (Abb. 53 und 54).
Die Steine Magleby SB 328 und SB 329 sowie weitere Neufunde im KlinteskovBei der Lokalisierung des Steins SB 140 im Juli 2009 wurden in der näheren Umgebung zwei bisher unbekannte Schalensteine entdeckt. Der erste liegt nur etwa 15 Meter von SB 140 entfernt. Er ist etwa 115 x 110 cm groß und rund 45 cm hoch. Auf seiner groben, verwitterten Oberfläche wurden zwei Schalengruben gefunden (Abb. 55), bei der näheren Untersuchung und Dokumentation noch zwei weitere (Abb. 56). Der Stein ist inzwischen unter der Nummer Magleby SB 328 im DKC registriert.
Der zweite Neufund liegt ebenfalls nicht weit von SB 140 entfernt knapp 100 Meter nördlich eines Grabhügels. Er ist etwas größer als der erste Neufund und auf seiner groben und stark verwitterten Oberseite wurde eine Schalengrube entdeckt (Abb. 57). Auch hier konnte bei der Dokumentation noch eine weitere gefunden werden (Abb. 58). Der Stein ist inzwischen unter der Nummer Magleby SB 329 im DKC registriert.
Die Lokalisierung des Steins SB 242 (Abb. 53 und 54) war schwierig und erforderte mehrere Versuche über einen längeren Zeitraum hinweg. Wie sich herausstellte, waren sowohl die im DKC angegebenen GPS-Koordinaten als auch die im DKC markierte Kartenposition fehlerhaft, sie weichen um über 200 bzw. 85 m von der tatsächlichen Position ab. Bei einem der Versuche, den Stein zu finden, wurde im Mai 2010 in der Nähe der markierten Kartenposition ein Stein mit einer kleinen schalenförmigen Vertiefung auf der Oberseite entdeckt (Abb. 59 und 60). Die Schalengrube ist allerdings zweifelhaft, sie könnte auch durch geologische Prozesse entstanden sein.
Bei einer Suchexpedition im Oktober 2010 wurden in der näheren Umgenung des Campingplatzes zwei weitere bislang unbekannte Schalensteine entdeckt. Der erste liegt etwa 200 Meter südlich von SB 242 in einer Weggabelung zweier Waldwege. Er ist etwa 175 x 150 cm groß und rund 70 cm hoch. Auf einer dreieckförmigen, südwärts gerichteten, schrägen Oberfläche wurde eine ca. 5 mm tiefe Schalengrube mit einem Durchmesser von 5 cm gefunden (Abb. 61).
Der zweite Stein ist etwa 175 x 120 cm groß und 60 cm hoch. Er liegt knapp 200 Meter südlich vom Campingplatz auf einer Böschung am Nordrand eines Waldwegs. Auf seiner groben, stark verwitterten Oberfläche konnten drei deutliche Schalengruben identifiziert werden (Abb. 62 bis 64). Einige weitere stark verwitterte schalenförmige Vertiefungen müssen noch genauer untersucht werden.
Der LilleskovAn der Nordküste der Insel liegt der Lilleskov, ein Wald mit zahlreichen gut erhaltenen Gräbern, vor allem Grabhügeln aus der Bronzezeit. Schalensteine waren bis 2010 lediglich im direkt westlich angrenzenden Stubberup Have bekannt.
Bei einer Suchexpedition im September 2010 wurde etwa 20 Meter östlich von einem Grabhügel im südlichen Teil des Waldes ein etwa 140 x 90 cm großer, 35 cm hoher Stein mit einer 8 mm tiefen Schalengrube von knapp 5 cm Durchmesser auf seiner leicht verwitterten Oberfläche entdeckt (Abb. 65 und 66). Dies ist der erste dokumentierte Schalenstein im Lilleskov. Die Schalensteine im Grønved SkovDer größte Wald im Westteil Møns ist der Fanefjord Skov an der Südküste der Insel. Er ist heute sehr arm an Steinen und bis 2011 waren hier keine Schalensteine bekannt. In seinem nordöstlichen Ausläufer, dem Grønved Skov, entdeckten Anwohner im Frühjahr 2011 bei Waldarbeiten, etwa 150 Meter voneinander entfernt, zwei Schalensteine. Beide haben eine grobe, ziemlich verwitterte Oberfläche, der eine mit mindestens 14 (Abb. 67), der andere mit mindestens 22 Schalengruben (Abb. 68). Die Steine sind bereits unter den Nummern Damsholte SB 159 und SB 160 im DKC registriert, die nähere Untersuchung und Dokumentation durch GYPAF stehen noch aus.
Die Schalensteine vom Havemosegård (Stege SB 115)Im April 2010 dokumentierten GYPAF-Mitarbeiter zwei Steine in der Hecke eines Privatgrundstücks im Bereich der Ortschaft Tøvelde. Auf der Seitenfläche eines etwa 85 x 55 x 70 cm großen Steins konnten drei Schalengruben registriert werden (Abb. 69), eine davon durch die Spaltung des Steins halbiert. Auf der Oberseite eines 70 x 95 x 75 cm großen Steins fand sich eine Schalengrube (Abb. 70). Beide Steine waren vermutlich Teile eines heute verschwundenen Dolmens. Die Steine sind inzwischen unter der Nummer Stege SB 115 im DKC registriert, sie sind jedoch nicht öffentlich zugänglich.
Der Stein von AskebyEbenfalls im April 2010 untersuchte und dokumentierte ein GYPAF-Team in der Ortschaft Askeby einen 40 x 40 x 40 cm großen Stein, der bei Renovierungsarbeiten unter einem Privatgebäude gefunden wurde. Auf der Oberseite des Steins befinden sich zwei große schalenförmige Vertiefungen (Abb. 71). Der Stein liegt jetzt auf Privatgrund ist nicht öffentlich zugänglich. ![]() Abb. 71: Stein mit zwei schalenförmigen Vertiefungen, möglicherweise ein "Vejmands"-Stein, in Askeby. Foto: Henning Prøhl Möglicherweise handelt es sich hierbei nicht um einen Schalenstein sondern um einen "Vejmands"-Stein. Solche Steine mit Vertiefungen wurden früher von Wegarbeitern als Unterlage verwendet, um darauf größere Steine zu Schotter zu zerschlagen, der dann für Wegbauarbeiten verwendet wurde. Alternativ könnte der Stein auch ein prähistorischer Grenzstein sein, wie man sie gelegentlich bei archäologischen Untersuchungen an den Rändern bzw. Ecken vorzeitlicher Äcker gefunden hat. Diese Steine haben jedoch meist drei schalenförmige Vertiefungen. Der Schalenstein von Råbylille (Elmelunde SB 59)Im Juli 2010 wurde dem GYPAF-Projekt ein Schalenstein gemeldet, der ein paar Jahre zuvor in einem Steinhaufen gefunden wurde, seitdem mehrmals den Standort gewechselt hat und heute im Garten eines Privatgrundstücks im Bereich der Ortschaft Råbylille liegt. Der 55 x 55 cm große und 30 cm hohe Stein ist nicht öffentlich zugänglich.
Auf der Oberseite des Steins konnten 48 Schalengruben dokumentiert werden (Abb. 72), einige davon ungewöhnlich tief (Abb. 74). In zwei Fällen sind mehrere Schalen miteinander verbunden, einmal drei und einmal fünf. Auch auf der Unterseite konnten vier Schalengruben festgestellt werden (Abb. 73), sowie möglicherweise zwei weitere, stark abgeschliffene. In den meisten Schalen sind einzelne Schlagmarken erkennbar (Abb. 74 und 75). Der Stein ist inzwischen unter der Nummer Elmelunde SB 59 im DKC registriert.
Die Bogø Mølle (Bogø SB 67)Bei einem Besuch der alten Windmühle auf der eng mit Møn assoziierten Nachbarinsel Bogø entdeckte eine Mitarbeiterin des GYPAF-Projekts im Mai 2010 zwei Schalensteine zu beiden Seiten des Portals der Mühle. Auf dem 55 cm hohen und 25 cm breiten westlichen Stein (Abb. 76) konnten bei der Dokumentation acht Schalengruben registriert werden, an zwei Schalengruben am Rand sind Übergänge erkennbar, die darauf hindeuten, daß der Stein einmal Teil eines größeren Schalensteins gewesen sein dürfte. Am anderen Rand befindet sich noch eine größere, deutlich eingehauene Fläche, von der auch nur noch ein Teil übrig ist; auch dies ein Hinweis, daß der Stein wohl zurechtgehauen wurde.
Auf dem 60 cm hohen und 28 cm breiten östlichen Stein (Abb. 77) wurden sieben Schalengruben dokumentiert, drei davon sind miteinander verbunden. Drei bis fünf weitere runde Vertiefungen sind undeutlich und zweifelhaft, sie wurden nicht eingemalt. Beide Steine sind möglicherweise zurechtgehauene Teile eines größeren Steins, der zerbrochen ist oder zerschlagen wurde. Die beiden Steine sind die ersten dokumentierten Schalensteine auf der Insel Bogø, sie sind inzwischen unter der Nummer Bogø SB 67 im DKC registriert. Die verschollenen Fußsohlen von Hårbølle (Fanefjord SB 29)In einem Bericht aus dem Jahr 1880 wird der Abriß eines Dolmens südlich der Ortschaft Hårbølle registriert. Dabei kommen auch "Keile und anderes" zutage. Der Bericht erwähnt außerdem mündliche Überlieferungen über zwei flache, aufrecht stehende Steine auf denen "etwas wie ein Kinderfuß" zu sehen sei. Der Stein, auf dem der Fuß deutlicher zu sehen war, wurde verkauft, der andere blieb zunächst bei einem Hof liegen. Die "fußartige Vertiefung" auf letzterem wird als sechs Zoll lang (ca. 17 cm - ungewöhnlich klein für eine Fußsohlenritzung) und "natürlich" beschrieben. Beide Steine sind längst verschollen, sie wurden nie wissenschaftlich dokumentiert. Bis heute ist dies der einzige registrierte Bericht über Felsbildmotive außer Schalengruben und einfachen Rinnen auf der Insel Møn geblieben. Geologische Schalengruben und FigurenSchalenförmige und figurähnliche Vertiefungen auf Steinoberflächen können auch durch geologische Prozesse entstehen. Solche geologischen Figuren sind oft schwer von Felsritzungen zu unterscheiden, vor allem auf groben, stark verwitterten Oberflächen (Abb. 78 bis 83). Besonders die runden Formationen können verwitterten Schalengruben zum Verwechseln ähnlich sein.
Die Ursachen für solche geologischen Figuren können vielfältig sein, von glaziären Bohr- und Schleifspuren bis hin zu lokalen Unterschieden in der kristallinen Struktur des Steins, die zu unterschiedlicher Verwitterung führen. Zur Klärung der Ursachen in besonderen Einzelfällen wird das GYPAF-Projekt gelegentlich einen Geologen zurate ziehen.
Zusammenfassung und AusblickDas Projekt GYPAF war im bisherigen Verlauf auf der Insel Møn sehr erfolgreich, auch wenn auf Møn nach wie vor "nur" Schalensteine und keine Steine mit Bildmotiven dokumentiert sind (Tab. 1). Im Gegensatz zu den zum Teil großen Bildkompositionen in der Felsbildwelt Schwedens, Norwegens und Bornholms auf ortsfesten Felsen mit relativ glatter, von den Gletschern der Eiszeit "polierter" Oberfläche, haben die meisten Schalensteine auf Møn eine sehr grobe, teils stark verwitterte Oberfläche (z.B. Abb. 26, 50, 60, 64). So sind die Schalengruben oft schwer zu erkennen. Nur so ist zu erklären, daß beispielsweise die Schalengruben auf dem Tragstein des Sømarkedysse, nicht einmal zwei Meter entfernt von Møns bekanntestem Schalenstein, nach der ersten systematischen Untersuchung des Dolmens im Jahr 1880 noch fast 130 Jahre lang unbemerkt geblieben sind (Abb. 7). Bei der Neudokumentation von vorher schon bekannten Schalensteinen durch das Projekt GYPAF hat sich die Anzahl der registrierten Schalengruben mehr als verdoppelt. Durch etliche Neufunde - teils von Ortsansässigen gemeldet, teils von GYPAF-Mitarbeitern auf mehr oder weniger gezielten Suchexpeditionen entdeckt - hat sich auch die Anzahl der bekannten Schalensteine auf Møn nahezu verdreifacht (von 13 Steinen mit ca. 400 Schalengruben auf 35 Steine mit knapp 1100 Schalengruben). Tab. 1: Die Felsritzungen der Insel Møn. Neufunde und Dokumentationsneufunde durch GYPAF sind grün unterlegt. Stand 1. November 2011.
Die Dokumentation der bereits vor Beginn des Projekts bekannten und registrierten Schalensteine konnte im Juli 2010 erfolgreich abgeschlossen werden. Die Projektarbeit auf Møn wird fortgesetzt mit Öffentlichkeitsarbeit und - hoffentlich - mit der Dokumentation von neu gemeldeten Steinen sowie Neufunden. Melden Sie gerne eigene Funde oder Kenntnisse über bisher nicht registrierte Schalensteine auf Møn an Joachim Henkel oder Hans-Walter Kreisel (Møns Smykkemuseum)! Ende 2010 wurde die Finanzierung des Projekts um ein weiteres Jahr bis Ende 2011 verlängert und das Aufgabengebiet um die Nachbarinseln Lolland und Falster erweitert. Auf einigen Steinen wurden die Schalengruben mit dauerhafter roter Farbe eingemalt, um die Schalensteine der interessierten Öffentlichkeit besser vermitteln zu können. Darüberhinaus sind für einige Steine offizielle Wegweiser und Informationstafeln geplant. Danksagungen und AnmerkungenMein besonderer Dank gilt dem Projektleiter Henning Prøhl für die ausführlichen Informationen zum Projekt GYPAF und die Fotos von diversen Dokumentationsarbeiten. Der vorliegende Artikel wird mit Fortschreiten des Projekts aktualisiert. Der Autor Joachim Henkel ist freier Mitarbeiter im Projekt GYPAF und an Tanums Hällristningsmuseum Underslös, sowie Mitglied der Scandinavian Society for Prehistoric Art. Quellen und weiterführende Literatur
|