Der Pferdeflüsterer
Geschichte und Geschichten aus Skandinavien
Schiffsmannschaft

Der Schuhmacher von Backa

Felsbildbetrachtung im Wandel der Zeit


Wer sich mit den Felsbildern Skandinaviens beschäftigt, wird dabei früher oder später auf den "Schuhmacher" stoßen. Er ist nicht nur die bekannteste skandinavische Felsritzung, sondern auch die erste, die in historisch greifbarer Zeit abgezeichnet und beschrieben wurde. Damit steht er am Beginn der Felsbildforschung und er ist geradezu ein Musterbeispiel für die Entwicklung der Darstellung und Deutung von Felsbildern im Lauf der folgenden Jahrhunderte.


Entdeckung und erste Bilder

Im Jahre 1627 unternimmt der norwegische Lektor am Gymnasium von Kristiania, Peder Alfsøn - oder Petrus Adolphi, wie er seinen Namen, dem Geist seiner Zeit gemäß, gerne latinisiert - eine Reise durch Bohuslän, das damals noch zu Norwegen gehört. Er ist ein guter Beobachter und fleißiger Beschreiber mit künstlerischer Begabung, und so illustriert er seine Briefe mit allerlei Kuriosa, die er unterwegs findet. Auf einem Felsen bei Backa in der Gemeinde Brastad sieht er den "Schuhmacher", eine in den Fels gehauene, etwa eineinhalb Meter große Männerfigur mit erhobenen Händen, in der einen Hand ein Gegenstand, der die Bewohner der Gegend wohl an den Hammer eines Schuhmachers erinnert. In einem Brief, der heute in der Arnamagnæanischen Sammlung in Kopenhagen verwahrt wird, berichtet er dem dänischen Gelehrten Ole Worm von seinem Fund und untermalt den Brief mit einer für damalige Verhältnisse schon ziemlich detaillierten Zeichnung aus dem Gedächtnis.

Der Schuhmacher von Backa. Zeichnung von P.F. Suhm
Der Schuhmacher-Felsen. P.F. Suhms Kopie der Zeichnung von
Peder Alfsøn. Kupferstich, 1784.

Allerdings hat Alfsøn damals noch keine Ahnung, daß er vor einem Altertumsdenkmal von großem Wert steht, der Gedanke kommt ihm schlicht garnicht. Er sieht den Schuhmacher nur als kurioses und vielleicht dekoratives Kunstwerk. In der Nähe des Felsens waren Steine für einen früheren Kirchenbau gebrochen worden und Alfsøn nimmt an, daß es Steinhauerlehrlinge waren, die in ihrer Freizeit die Figuren in den Felsen gehauen hatten. Vielleicht wird seine Schlußfolgerung begünstigt durch den für damaliges Dafürhalten obszönen Charakter der großen phallischen Figur, die den Felsen dominiert. Zur Sicherheit "vergißt" Alfsøn in seiner Zeichnung das "wichtigste Detail" und stellt den Schuhmacher als Frau dar. Unter diesen Umständen ist es kaum verwunderlich, daß die Wissenschaftler in Kopenhagen keine Schritte unternehmen, das Phänomen näher zu untersuchen.


"Wiederentdeckung" und aufkeimendes Interesse der Wissenschaft

In den folgenden Jahrzehnten, auch noch lange nachdem Bohuslän 1658 schwedisch geworden war, zeigen auch die schwedischen Wissenschaftler kein größeres Interesse an den Felsbildern. Es gibt wohl ein paar Ansätze, aber man glaubt nicht so recht an die Echtheit der Bilder als Altertumsdenkmäler. Das ändert sich erst als P.F. Suhm 1784 in seinen "Sammlungen" den Schuhmacher bespricht und eine Kopie von Alfsøns Zeichnung als Kupferstich veröffentlicht. Suhm schreibt:

"Wer die hierbei gefügte Zeichnung sieht, will ziemlich sicher Gedanken über dieses merkwürdige Monument fassen, dessen Alter sehr hoch ist, gleichwohl dessen Inhalt leider nun nicht erklärt werden kann."

Man beginnt darüber nachzudenken, ob sich hinter der kräftig beschwörenden Bildsprache nicht möglicherweise eine Erklärung des Lebens und Wirkens der heidnischen Vorväter, vielleicht sogar der Schlüssel zum Verständnis der vergessenen Religion vergangener Zeiten verbirgt.

Aber Gelehrte sind oft uneinig, und sobald das Alter der Felsbilder und ihre Deutung zur Debatte stehen, schlagen die Wogen hoch und alle wollen mitreden. So wird berichtet, wie der berühmte Chemiker Jöns Jacob Berzelius 1840 sein Labor verläßt, um sich dem Studium dieses neuen und interessanten Feldes der Altertumsforschung zu widmen, daß er jedoch, nachdem er einem der häufig vorkommenden phallischen Fruchtbarkeitsgötter gegenübersteht, wutschnaubend wieder abreist, mit dem Kommentar, daß er seine

"Zeit nicht mit obszönen Bildern verschwenden wolle, die nur das Bedürfnis liderlicher Steinhauer darstellten, sich solcherart auszudrücken, wie es Burschen sonst auf Bretterwänden oder Toiletten zu tun pflegen."

Die Archäologen fahren jedoch unbeirrt fort in ihren Betrachtungen. Einige führen den Beweis, daß die Felsbilder aus der Steinzeit datieren, andere sind entschieden der Auffassung, daß sie mit Eisenwerkzeugen geschaffen sein müßten, wiederum andere gelangen durch stilistische Untersuchungen der Abbildungen von Waffen-, Werkzeug- und Bootstypen in den Felsbildern zu der Ansicht, das Bildmaterial stamme aus der Bronzezeit. Heute weiß man, daß letztere in den meisten Fällen recht haben, auch wenn sich das Zeitalter der Felsbilder wohl von der späten Steinzeit bis in die frühe Eisenzeit erstreckt.


Beginn der systematischen Erfassung

Die ersten systematischen Vermessungen, u.a. mit Hilfe eines Quadratsystems, werden 1792 von Hilfverling vorgenommen. In den Jahren 1813 bis 1818 verwendet C.G. Brunius, Pfarrerssohn aus Tanum, ein solches Quadratsystem, um eine ganze Reihe von Felsbildern in der Umgebung von Tanum zu vermessen und aufzuzeichnen. Wie Hilfverling füllt er seine Bleistiftzeichnungen mit Tinte aus. Die meisten seiner Zeichnungen bleiben unveröffentlicht, nur eine kleine Anzahl davon veröffentlicht er selbst rund 50 Jahre später als Lithographien. Kopien von Brunius Zeichnungen, u.a. auch vom Schuhmacher-Felsen, befinden sich heute in den Antiquarian Topographical Archives in Stockholm.

Der Schuhmacher von Backa. Zeichnung von C.G. Brunius
Zeichnung von C.G. Brunius, 1814.
Der Schuhmacher von Backa. Zeichnung von L. Åberg
Zeichnung von L. Åberg, 1838.

Die Zeichnungen von L. Åberg aus dem Jahre 1838 finden als erste auch größere internationale Verbreitung. Etwa zur selben Zeit schreibt, nicht weit entfernt vom Schuhmacher, der Priester Axel Emanuel Holmberg an der Geschichte seiner Heimat. Durch Brunius lernt er die Felsbilder der Umgebung kennen. In seinem 1845 herausgegebenen Werk "Bohusläns Geschichte und Beschreibung" bespricht er neben zahlreichen anderen Felsbildern auch den Schuhmacher:

"Dieser wurde schon 1627 abgezeichnet. Die Hauptperson ist hier ein ansehnliches Mannsbild in Körpergröße, von den hiesigen Bauersleuten Schuhmacher genannt. Er ist bewaffnet mit einem Axthammer nicht ungleich denen der Bronzezeit."

Danach widmet sich Holmberg ganz dem Studium der Felsbilder und gibt drei Jahre später sein umfangreiches Werk "Skandinaviens Felsbilder" heraus, das er mit nicht weniger als 165 Abbildungen illustriert. Mit fester dekorativer Pinselführung stellt er zum ersten Mal die Bilder realistisch dar. Alles was er findet, zeichnet er auf, und er hat, obwohl Priester, keine Scheu, zu zeigen, daß die Fruchtbarkeitsgötter mit einem kräftigen Phallus versehen sind.

Allmählich werden die Felsbilder Bohusläns im 19. Jahrhundert zu einer auch international bekannten Attraktion. Von einem amerikanischen Diplomaten, der 1880 durch Schweden reist, ist uns folgende Beschreibung des Schuhmacher-Felsens erhalten:

"... und siehe da, dort erschienen, in Steinplatten eingeschlagen, Fahrzeuge und Kreise und vierbeinige Tiere und Vögel, ein zweirädriges Gefährt und Abbildungen von Menschen, einer von ihnen ein großer Mann. Fünf Fuß lang, ein Schwert an der Seite tragend, mit schwellenden Waden, ausgestreckten Armen und einer erhobenen Axt in der rechten Hand."


Der Schuhmacher von Backa. Zeichnung von A.E. Holmberg
Zeichnung von Axel Emanuel Holmberg, 1848.
Der Schuhmacher von Backa. Zeichnung von L. Baltzer
Zeichnung von Lauritz Baltzer. Lithographie, 1881.

Umfassende Dokumentation als Grundlage für die wissenschaftliche Bearbeitung

Um 1880 beginnt der in Göteborg ansässige dänische Zeichenlehrer Lauritz Baltzer seine rund 30 Jahre lange Dokumentationsarbeit an den Felsbildern, zunächst mit zahlreichen technischen Experimenten. Baltzer arbeitet mit großer Präzision: Er untersucht die Felsen persönlich, vermißt sie, verkleinert präzise den Maßstab seiner Abbildungen. Für die Veröffentlichung seiner akribischen Zeichnungen wählt er letztendlich die Lithographie als Drucktechnik. Er bereitet selbst das Druckmaterial vor und druckt die Abbildungen höchstpersönlich. Auch Baltzer beschreibt 1911 den Felsen von Backa:

"Die Felsfläche hat doch nicht überall ganz deutliche Figuren, denn seit langem war der Platz bebaut und der Felsen wurde dann als Schwellenfläche verwendet. [...] Bei einem Vergleich zwischen [Alfsøns] Abzeichnung und meiner eigenen kann man leicht verstehen, daß Alfsøns Bild nur eine Zeichnung aus dem Gedächtnis ist."

Der Speergott von Litsleby
Der Speergott von Litsleby. Foto: Joachim Henkel.

Baltzers umfangreiches Bildmaterial bildet die Grundlage für einen Großteil der theoretischen Betrachtungen über die Felsbilder Bohusläns im 20. Jahrhundert. Die Theorien entwickeln sich weiter. Mitte der 20er Jahre schreibt Oscar Almgren:

"Der Axtträger von Brastad und der Speerträger von Litsleby in Tanum sind beide ausgesprochen phallisch. Sie gehen nicht in Kultszenen ein; sie sind umgeben von einem Teil schematisch gezeichneter, mehr symbolischer Bilder als die gewöhnlichen Arten. Dazwischen dominieren sie durch ihre Größe und ihre zentrale Plazierung. Sie sind übrigens lebendiger gezeichnet [...], besonders ihre hochgereckten Hände mit ausgestreckten Fingern tragen zu diesem Eindruck bei. Zahlreiche Forscher haben diese Gestalten als Götter gedeutet, und ich stimme völlig mit ihnen überein."

Ab 1936 beginnt Åke Fredsjö seine umfangreichen Feldarbeiten und Aufzeichnungen, die er mit einer Neuinventarisierung in den Jahren 1972 bis 1976 abschließt. Seine nüchterne Beschreibung des Schuhmacher-Felsens aus dem Jahre 1956 ist fast rein dokumentarisch:

"Die Ritzung wird dominiert von einem dieser bemerkenswerten bohuslänschen Mannsfiguren im Großformat, einem 1.5 m langen Mann mit Axt in der hochgereckten Hand. Seit alters her wird das Bild Schuhmacher genannt. Außer anderen Figuren gibt es hier viele Schiffe, Tiere (auch Vögel), einen zweirädrigen Wagen, mehrere Schuhsohlen (von zweierlei Art), zwei Kreisfiguren auf Stangen (die eine auf einem Schiff), und eine kleinere Anzahl Schalengruben."


Neue Herausforderungen für die Felsbildforschung der Neuzeit

In Underslös, wenige Kilometer östlich von Tanum, gründet der dänische Künstler Fred Gudnitz 1952 Tanums Hällristningsmuseum. Gudnitz leistet Pionierarbeit, um Tanums Felsbilder einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Auf seiner Zeichnung des Schuhmachers ist erstmals die bis dahin immer als Kopf der Figur interpretierte Scheibe als Kreis dargestellt, als Sonnensymbol auf dem Kopf des Schuhmachers, der eine Art Schnabelmaske trägt, wie sie auch auf diversen anderen Felsbildern, z.B. bei den "Vogelmännern" von Kallsängen, zu sehen ist. Nach dieser Darstellung könnte man den Schuhmacher als Sonnengott deuten, oder als Priester, der eine symbolische Sonnenscheibe auf dem Kopf trägt, eine Deutung, die sich heute weitgehend durchgesetzt hat. Die erhobenen Hände sind eine häufig vorkommende "Adoranten"-Haltung (lat. adorare = anbeten).

Der Schuhmacher von Backa. Zeichnung von F. Gudnitz
Der Schuhmacher als Sonnengot. Zeichnung von Fred Gudnitz.

Gudnitz' Arbeit wird von einem künstlerischen Blickwinkel dominiert und 1969 wird die Scandinavian Society for Prehistoric Art gegründet, die 1978 das Museum übernimmt, mit dem Dänen Gerhard Milstreu als Direktor des Museums und Vorsitzendem der Gesellschaft. Angesichts der wachsenden Bedrohung der Felsbilder durch Umwelteinflüsse, die zu einer stetig fortschreitenden Verwitterung führen, widmet sich das Museum seit 1988 in internationaler Zusammenarbeit fast ausschließlich der systematischen Neudokumentation mit modernen Methoden (bis hin zur elektronischen Datenerfassung und -archivierung, siehe auch "Dokumentation und Registrierung von Felsbildern"), der Erforschung verschiedener Methoden zum Schutz der Bilder, sowie der Ausbildung in der Felsbilddokumentation. Seit 1994 ist die Felsbildregion Tanum Weltkulturerbe der UNESCO, und im Jahr 2000 wird Gerhard Milstreu für seine langjährigen Forschungs- und Dokumentationsarbeiten als erstem Felsbildforscher von der Universität Göteborg die Ehrendoktorwürde Phil.dr.h.c. der Archäologie verliehen, eine Auszeichnung, die in 130 Jahren erst zum vierten mal vergeben und in Schweden als "kleiner Nobelpreis" angesehen wird.


Vom obszönen Graffiti zum Gott

Sowohl in den Beschreibungen als auch in den bildlichen Darstellungen des Schuhmachers von Backa können wir beispielhaft die kontinuierliche Entwicklung erkennen, die die Betrachtung der Felsbilder im Lauf der Jahrhunderte genommen hat: Von spontanen, teils emotional geprägten, subjektiven Eindrücken der Entdecker und frühen Erforscher bis hin zu den nüchternen, vorsichtig im Gesamtzusammenhang interpretierenden Beschreibungen und streng systematischen Dokumentationen des 20. Jahrhunderts.

Der Schuhmacher von Backa
Der Schuhmacher von Backa. Foto: Joachim Henkel.

Der Schuhmacher selbst durchläuft in den Interpretationen eine Entwicklung vom obszönen Steinhauergekritzel hin zur kultischen Götterdarstellung. In den modernen Deutungen wird auch die chronologische Entwicklung der Felsbilder selbst berücksichtigt: In der Jungsteinzeit und in der frühen Bronzezeit kommen in den Felsbildern keine "direkten" Götterdarstellungen vor. Die Götter sind zu heilig, um sie abbilden zu dürfen, sie werden nur indirekt dargestellt. So symbolisieren beispielsweise die zahlreichen Fuß- und Schuhsohlen auf den Felsen die Anwesenheit einer unsichtbaren Gottheit. Erst ab ca. 1200 bis 1000 v.Chr. erscheinen auf den Felsen die großen Menschenfiguren, die nun als Götter interpretiert werden. Möglicherweise sind sie ein Zeichen für einen Religionswandel: Etwa um die selbe Zeit ändert sich auch die Bestattungsform im Norden, man beginnt, die Toten zu verbrennen. Der Schuhmacher wird höchstwahrscheinlich zuerst nur als Adorant mit ausgestreckten Armen abgebildet. Dabei wird er, wie auch der Speergott von Litsleby, über bereits vorhandene Bilder in den Fels gehauen. Erst später wird dicht neben seiner rechten Hand die Axt (oder der Hammer) eingeritzt. Interpretiert man den Schuhmacher als Gott, könnte dies bedeuten, daß die Götter erst später eigene Attribute wie Axt, Speer (Litsleby) oder Bogen bekamen. Der Schuhmacher könnte dann als früher Asengott gedeutet werden, eine Art Vorläufer des Gottes Thor mit seinem Hammer. Dementsprechend könnte der große Speergott von Litsleby eine frühe Darstellung Odins sein, dessen Attribut der Speer ist. Auch wenn der Glaube an die Asengötter der Germanen und Wikinger wohl ältere Wurzeln hatte, bleibt eine Verbindung zu den bronzezeitlichen Felsbildern jedoch rein spekulativ. Viel wahrscheinlicher erscheint eine Verbindung zu bronzezeitlichen Fruchtbarkeitskulten, das stark betonte Geschlecht der Mannsfiguren deutet jedenfalls auf eine fruchtbarkeitsfördernde Funktion hin.

Auch die Interpretation anderer Felsbilder wandelt sich im Lauf der Jahrhunderte. So werden beispielsweise die Tierdarstellungen in den Felsbildern von Glösa in Mittelschweden vom späten 17. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts als Rentiere gedeutet. Dann treten erstmals Elche in den Beschreibungen auf, und in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts verschwinden die Rentiere völlig aus den Interpretationen.


Moderne Verirrungen

In jüngerer Zeit werden die Felsbilder auch zunehmend von Pseudowissenschaftlern entdeckt und "bearbeitet". Esoteriker, Zahlenmystiker und Archaeoastronomen glauben in den Felsbildern Darstellungen hochentwickelter astronomischer Kenntnisse der bronzezeitlichen Kultur zu erkennen. Schuhsohlen werden als Halbmonddarstellungen gedeutet, die Anordnung von Schalengruben und anderen Figuren als Sternbilder oder Planetenkonstellationen, und überall auf der Welt findet man auf den Felsen Abbildungen von Enckes Komet am 3. März 1596 v.Chr., von Supernova- oder anderen astronomischen Ereignissen.

Doch auch in seriösen Büchern über Felsbilder wird gelegentlich über das Ziel hinausgeschossen. So wird beispielsweise im Vorwort zu einem Buch von Pehr Hasselrot aus dem Jahr 1984 der umstrittene Historiker Åke Ohlmarks zitiert:

"Man kann ohne Zweifel viele der Figuren und Symbole direkt in die altnordische Mythologie übersetzen. Hier sind die meisten der Asen und Nebenfiguren aus den Göttersagen auf unterschiedliche Art abgebildet. Man kann auch Abschnitte aus den Sagen unterscheiden, oft mit Thor oder Odin als Hauptfiguren. In dem enormen Gewimmel von Figuren auf gewissen Felsen glaube ich sogar Andeutungen einer beginnenden Schriftsprache sehen zu können."


Die Zukunft der Felsbilder

Es bleibt nicht mehr viel Zeit. Durch die fortschreitende Verwitterung der offenliegenden Felsoberflächen wird ein Großteil der Felsbilder innerhalb der nächsten 20 bis 30 Jahre für immer verloren gehen. Das Museum in Underslös weist mit seinen Projekten den Weg in die Zukunft: Soviel wie nur irgend möglich dokumentieren und mit geeigneten Methoden schützen, um den großartigen Bilderkosmos der Bronzezeit für die Nachwelt zu erhalten.

Bei den Dokumentierungsarbeiten kommen auch heute noch immer wieder erstaunliche Neufunde ans Tageslicht, selbst große Mannsbilder mit Vogelmasken, sozusagen Götterkollegen des Schuhmachers von Backa und des Speergottes von Litsleby kann man heute noch entdecken, wie im Jahr 2002 in Legene, nicht weit von Tanum geschehen. "Und siehe da, dort erschienen, in Steinplatten eingeschlagen ..."


Danksagungen

Ich danke Gerhard Milstreu, Tanums Hällristningsmuseum Underslös, für die Abbildungen aus dem Archiv der Museumsbibliothek und für Literaturhinweise zur Forschungsgeschichte.


Quellen und weiterführende Literatur

  • ALMGREN, Bertil (o.J., >1976): Hällristningarnas tro. Till tolkningen av de svenska hällristningarna från bronsåldern.

  • ANDERSSON, Tommy U. & TORELD, Andreas (2003): Mannen från Legene. Adoranten - Årsskrift för Scandinavian Society for Prehistoric Art, Tanums Hällristningsmuseum Underslös, S. 94-95.

  • BENGTSSON, Lasse (1995): Die Felsbildreise. Småskrifter utgivna av Bohusläns museum, Nr. 46.

  • GUDNITZ, Fred (1962): Bronzealderens Monumentalkunst. Tanumshede.

  • HASSELROT, Pehr (1984): Hällbilder - Hotade fornminnen. Liber Förlag, Stockholm.

  • KAUL, Flemming (1998): Ships on Bronzes. A Study in Bronze Age Religion and Iconography. Publications from the National Museum, Studies in Archaeology & History Vol. 3, Kopenhagen.

  • LINDSTRÖM, Jonathan & ROSLUND, Curt (2004): Göran Henrikssons nonsensforskning. Folkvett 3-4.

  • MILSTREU, Gerhard & PRØHL, Henning (Red.)(1996): Dokumentation och registrering av hällristningar i Tanum - Documentation and Registration of Rock Art. No. 1 Aspeberget. Tanums Hällristningsmuseum Underslös - Scandinavian Society for Prehistoric Art, Tanumshede.

  • OLOFSSON, Karl-Johan (2004): Glösa - Transfiguring Rock Art. Adoranten - Årsskrift för Scandinavian Society for Prehistoric Art, Tanums Hällristningsmuseum Underslös, S. 55-77.



©2007/2016 Joachim Henkel